Autor Thema: Rauhnacht  (Gelesen 4687 mal)

Offline Gisela

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Rauhnacht
« am: 26. Dezember, 2006, 19:47:39 »
Rauhnächte - 24. Dezember bis 5. Januar ( manche zählen auch die Thomasnacht (21. 12.) dazu)

auch genannt: Zwölfnächte, Zwischennächte, Unternächte, Rauchnächte, Raunächte.

Die Rauhnächte waren bei unseren Vorfahren Heilige Nächte.
In ihnen wurde möglichst nicht gearbeitet, sondern nur gefeiert, wahrgenommen und in der Familie gelebt.
Diese Rauhnächte gingen immer von Nacht zu Nacht.
Also von 24.00 Uhr an Heilig Abend, der "Mutternacht" bis 24.00 Uhr am 25. Dezember - das war die erste Rauhnacht.
"Nacht" deswegen, weil wir uns nach dem keltischen Jahreskreis in der Jahresnacht befinden.
Somit ist der ganze Tag "Nacht".
Und die letzte Rauhnacht endet um 24.00 Uhr am 5. Januar.
Diese Nacht ist wieder eine besondere Nacht, die Perchten-Nacht.
Danach ist dann Heilig-Drei-König.
Es gibt also 12 Rauhnächte!

Die Alten benutzten jede dieser Rauhnächte für einen Monat des Jahres zum Deuten und Orakeln.
Somit steht die erste Rauhnacht für den Januar, die zweite für den Februar und so fort.
Sie beobachteten alles: Wetter, wie das Essen geschmeckt hat, ob gestritten wurde oder ob es friedlich zuging.
Ob an diesem Tag alles glatt lief oder es Probleme gab. Und wenn ja, welche Probleme usw.
Alles, auch das noch so unwichtige, hatte eine Bedeutung. Und wer es verstand, der konnte den dazugehörigen Monat im Vorhinein deuten.
Man konnte das Ganze auch noch weiter diferenzieren.
So waren immer zwei Stunden einer Rauhnacht stellvertretend für einen kommenden Monat.
Die ersten beiden Stunden von 0.00 Uhr bis 2.00Uhr in der Nacht standen immer für den Januar,
die nächsten zwei für den Februar und so fort bis zu den letzten beiden Stunden, die für den Dezember standen. Und das jeden Tag.
Dann gab es besondere Tage, wie der 28. Dezember und der 5. Januar.
Diese Tage waren geeignet, alles wieder aufzulösen und zu erlösen.
Angenommen, man hatte die ersten drei Tage nur Streit, das Wetter war grauenvoll usw., dann hatten man am 28. Dezember,
dem Tag der Kinder - die Möglichkeit - alles wieder gut zu machen und aufzulösen.
Dazu war es wichtig, sich alles nochmal genau vorzustellen und dann in weißes Licht zu tauchen oder
in violettes und es verwandeln zu lassen in etwas positives.Das gleiche konnte man am Ende auch nochmal machen - also am 5. Januar.
Drum wurden diese Rauhnächte vorsichtig und wachsam begangen, da sie das ganze kommende Jahr in sich bargen und
jeder selber dafür verantwortlich war, wie er die Weichen stellt.
In den Tagen der Raunächte darf nach altem Brauchtum keine Wäsche gewaschen werden,
wenn man Unglück, Leid und Tod vom Haus abhalten will.

Die Christnacht und die Dreikönigsnacht gelten als "foaste" Rauhnächte Dem Geschehen in diesen Nächten kommt größere Bedeutung zu.
Die Rauhnächte markieren den Jahreswechsel, ihnen wurde geheimnisvolle Bedeutung für die Zukunft zugewiesen
(Tiere reden, Wäsche darf nicht über Nacht hängen bleiben).
In Los- und Orakelbräuchen dachte man, in die Zukunft zu blicken, durch Räuchern (daher auch Rauchnächte) und
durch geweihte "Maulgaben" für das Vieh sollte Unheil von Haus und Hof abgewehrt werden, Spenden an Heischende
(Sternsinger, Müllabfuhr) sollen das Glück bewahren.
Die Bezeichnung Rauhnächte hängt mit den verbreiteten wilden, pelzverhüllten Masken ( Perchten) zusammen
(ahd. "ruh" = rauh, grob, haarig, ungezähmt), die die Wilde Jagd symbolisieren.
Die Schrecken der zwölf Rauhnächte
In den zwölf Nächten, auch "die krummen Tage" genannt, spinnt man nicht, weil sonst Frau Holle oder Frau Harre kommt und
den Rocken verunreinigt. oder weil man Zank und Ungeziefer in das Haus zu spinnen meint.
Auch fürchtet man, daß die Hühner das ganze Jahr über keine Eier legen.
In anderen Gegenden hütet man sich davor, H?lsenfrüchte zu essen, weil man sonst Geschwüre bekommt.
Ein armer Mann aus Thüringen erzählte, dass es in seiner Jugend Sitte gewesen sei, in den zwölf Nächten in den Garten zu gehen,
an allen Obstbäumen zu rütteln und ihnen zuzurufen: "Bäumchen, schlaf nicht, Frau Holle kommt!"
Frau Holle ist die uralte germanische Göttin HEL, mit den roten Augen der Hexen.


Wenn Ihr aus Euren Regionen noch einige Bräuche, Geflogenheiten und Rituale zu den Rauhnächten kennt,
würde ich mich über viele Ergänzungen freuen


Herzlich Gisela
"Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche bleibt den Augen verborgen".  Der kleine Prinz, Saint Exupéry

Offline Nordlicht

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Re: Raunhnacht
« Antwort #1 am: 26. Dezember, 2006, 22:20:20 »
Hallo Gisela,

das ist ja interessant.  o; Ich kenne nur den Brauch, dass man in der Sylvesternacht keine W?sche h?ngen l?sst. Dass man nicht spinnen darf, wusste ich auch nicht, aber vielleicht haben wir ja deshalb auch unsere Winterpause  O;  Wir beginnen erst wieder Ende Februar. Aber ich darf spinnen, ich habe keinen Rocken zum Flachsspinnen, sondern spinne ja Schafwolle.  ?)% ?)% ?)%

Viele Gr??e vom Nordlicht
Das Glück kann man nicht tauschen.

Offline Margarete

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Re: Raunhnacht
« Antwort #2 am: 27. Dezember, 2006, 17:19:24 »
Hallo Gisela,

danke f?r den interessanten Beitrag.

Ich kenne, wie Nordlich, auch nur den Brauch, dass in der Nacht zum 1. Januar keine W?sche auf der Leine h?ngen darf.

Meine Oma erz?hlte auch immer, dass das Vieh im Stall etwas geschenkt bekam, nun weiss ich auch warum.

Den Brauch, den "Heischende" (habe diesen Ausdruck noch nie geh?rt), etwas zu schenken, halte ich ein, Zeitungsfrau, Postbotin und M?llm?nner beschenke ich jedes Jahr.

Liebe Gr?sse Margarete

Jane

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Re: Rauhnacht
« Antwort #3 am: 27. Dezember, 2006, 17:33:52 »
Zwischen den Jahren

Die Tage zwischen dem Weihnachtsfest und Neujahr ist eine besondere Zeit: Der Vorbereitungsstress auf das Weihnachtsfest ist vorbei, das alte Jahr geht seinem Ende entgegen und das Neue Jahr ist noch fern. Viele haben in diesen Tagen frei: die Sch?ler haben Ferien, manche Arbeitnehmer haben Urlaub, andere bummeln ihre ?berstunden ab. In den meisten ?mtern ist nur eine Notbesetzung, manche Firmen haben geschlossen. Die Tage zwischen dem 27. und dem 31. Dezember liegen irgendwie "dazwischen" ? und so verabreden sich manche f?r diese Tage: "Wir sehen uns zwischen den Jahren". Die Bezeichnung "zwischen den Jahren" ist zur festen Redensart geworden: Doch wieso hei?t es: "zwischen den Jahren"?

Manche behaupten, an dieser Formulierung seien die Evangelischen schuld ? oder auch die Katholiken ? je nach Standpunkt, Blickwinkel oder Gesangbuch. Hintergrund ist die gregorianische Kalenderreform. Bis ins Mittelalter galt der Kalender, den Julius C?sar eingef?hrt hatte, doch den Forschern im Mittelalter ? den Mathematikern, den Physikern, den Astronomen ? konnten immer genauer feststellen, dass der Kalender nicht mehr stimmte. Irgendwann, so ihre Berechnungen, wird es so weit kommen, dass die Menschen im Fr?hjahr Weihnachten feiern m?ssen. So gab es im 16. Jahrhundert unterschiedliche Anstrengungen, einen neuen Kalender einzuf?hren, der sich an den aktuellen Sonne und Monddaten ausrichtet. Schlie?lich legte Papst Gregor VIII. 1582 fest, dass dieser neue Kalender ? der gregorianische ? gelten solle. Erst ?ber hundert Jahre sp?ter hat Papst Innozenz XII. Sylvester als letzten Tag des Jahres verbindlich festgelegt.

Um diese Zeit wurde der neue Kalender auch in gesamten deutschen Gebiet verbindlich. Bis dahin hatten sich die Protestanten gegen den neuen Kalender gewehrt. Sie widersprachen zwar nicht den Berechnungen, die Grundlage des Kalenders waren, aber lehnten den neuen Kalender als "papistisch" ab ? so kam es, dass bis ins 17. Jahrhundert hinein der Neujahr an unterschiedlichen Tagen zwischen dem 25. Dezember und dem 6. Januar gefeiert wurde ? und eben alles irgendwie "zwischen den Jahren" war.

Heute ? bei einheitlichem christlichen Kalender ? erinnert der Begriff "zwischen den Jahren" an Erfahrungen einer gewissen "Auszeit" und des "Atemholens", sagt der Hamburger Theologe R?diger Sachau, der k?nftig Chef der Evangelischen Akademie zu Berlin sein wird. "Zwischen den Jahren" sei angesichts sekundengenauer Computer-Uhren eine "merkw?rdig unscharfe Formulierung", sagte Sachau. Dennoch werde damit "recht treffsicher" manches Geheimnis der Zeit angesprochen. Zwar seien viele traditionelle Volksbr?uche rund um den Jahreswechsel in Vergessenheit geraten. Dennoch sei auch in s?kularen Gesellschaften das Bed?rfnis gro?, Vergangenes zu bedenken und K?nftiges zu planen. Im Alltag w?rden Handy und Terminkalender dominieren. Doch "zwischen den Jahren" sei auch Ausdruck f?r eine sonnt?gliche Zeit, zum pers?nlichen Bilanzieren und zum Innehalten.


Artikel "geklaut" bei www.ekd.de

Gru? Jane

Monika L?tgehaus

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Re: Rauhnacht
« Antwort #4 am: 27. Dezember, 2006, 17:43:53 »
Meine Oma hat immer gesagt, man darf zwischen den Jahren nicht waschen. Meine Cousine sagt, man muss alles wegwaschen, damit man keine schmutzige W?sche ins neue Jahr mitnimmt. Total kontr?r! Ulkig nicht.

Offline Kiki

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Re: Rauhnacht
« Antwort #5 am: 28. Dezember, 2006, 02:06:51 »
Hallo zusammen,

da? man zwischen den Jahren keine W?sche waschen soll, kenne ich auch. Dann kenne ich noch 'Neujahrskringel', es ist ein Geb?ck mit verschiednen K?rnern und Mohn.

Fr?her haben die Bauern die St?lle ausgr?uchert (heute sind die Tiere wahrscheinlich zu empfindlich  :(  ) und am 1. Weihnachtstag (bei manchen auch schon in der Nacht) bekamen die Tiere alle eine Portion Extrafutter.

Wir haben einige Jahre ?ber Weihnachten/Silvester Urlaub im Bayerischen Wald gemacht. Dort gab es Pertchtenumz?ge. Die Perchten sind maskierte Menschengruppen in verschiedenen Charakteren. Genaueres k?nnt Ihr hier nachlesen und anschauen.
http://www.br-online.de/land-und-leute/thema/raunacht/perchten.xml

Meine Cousine lebt in Schleswig- Holstein. Dort gibt es den Brauch des 'Rummelpott laufens'. Der Rummelpott ist ein Gef?? (Does, Fa?, Topf o. ?.)  einer Schweineblase verschlossen und durch die Blase wird ein Stock in das Gef?? gesteckt. Dann wird an dem Stock gedreht. Das verursacht ein unangemehmes Ger?usch. Man l?uft von Haus zu Haus und singt dazu Lieder  und bekommt, je nach Alter, S??es oder einen Schnaps.
http://www.flensburg-online.de/diverses/rummelpott4.html

Und dann gibt es noch das Bleigie?en, was Ihr sicher auch alle kennt. Wer es Silvester versuchen will, kann hier einige Deutungen finden:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bleigie%C3%9Fen

Zu 'Zwischen den Jahren' habe ich noch einen  umfangreichen Artikel gefunden. Hier sind Br?uche ?ber Advent bis zum Dreik?nigstag beschrieben (teilweise auch aus anderen L?ndern) Wen es interessiert:
http://www.religioeses-brauchtum.de/winter/zwischen_den_jahren.html

HG Kiki
Wir gehen mit dieser Welt um, als hätten wir noch eine zweite in Kofferraum.
(Jane Fonda)

Offline Margarete

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Re: Rauhnacht
« Antwort #6 am: 28. Dezember, 2006, 15:45:25 »
Hallo zusammen,

beim Lesen f?llt mir ein, fr?her haben die Frauen hier im Ort Neujahrsbrezeln gebacken :silv8:

Was f?r tolle Smileys  ;D ;D,

liebe Gr?sse Margarete

Offline felschen

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Re: Rauhnacht
« Antwort #7 am: 28. Dezember, 2006, 17:18:32 »
Hallo!!!


Als ich Kind war gingen wir an Neujahr von T?r zu T?r und w?nschten ein gutes Neues Jahr. Daf?r bekamen wir dann etwas S??es oder Geld ( das gab es aber eher selten). Ich mu? noch dazu sagen, das ich damals  in einem ziemlich kleinen Ort in Franken wohnte.   :silv11:

Gru? felschen
Am Tag als Gott die Hunde schuf, lehnte er sich zurück und lächelte. :-)

Offline Nordlicht

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Re: Rauhnacht
« Antwort #8 am: 28. Dezember, 2006, 17:46:11 »
Hallo,

ich habe auch noch was beizutragen. Also mein Vater meint, dass man zwischen Weihnachten und Neujahr keine W?sche w?scht. Meine Mutter meint, dass man in der Sylvesternacht keine W?sche h?ngen l?sst, weil sich sonst im neuen Jahr jemand aufh?ngt.
Ich wusste gar nicht, dass meine Mutter so grausige Sachen kennt.

Viele Gr??e vom Nordlicht
Das Glück kann man nicht tauschen.